Inglourious Basterds meets 1970er
Was wäre wenn Nazis die USA unterwandert hätten und hinter den Kulissen heimlich ihren neuen Aufstieg planen? Genau das behandelt die neue Amazon Serie Hunters. Eine Darstellung der Nachwehen des düstersten Kapitels der Menschheit, die sich an verschiedenen Genres bedient.
Die erste Staffel der Serie Hunters handelt davon, dass hochdekorierte Nazi-Offiziere in den USA verschiedene machtvolle Positionen innehaben und heimlich ihren Masterplan des 4. Reichs verfolgen. Eine Gruppe Widerstandskämpfer, bestehend aus überlebenden Juden der KZs oder anderen unterdrückten Amerikanern, will den Schergen des Bösens den Garaus machen.
Bunt und trotzdem bedrückend
Bereits in der ersten Folge wird deutlich, dass die Serie durchaus versucht die farbenfrohen 1970er einzufangen. Sei es durch schrille Klamotten oder aber durch andere stilistische Elemente wie Comic-Adaptionen. Charaktere werden auf diese Weise vorgestellt oder immer wieder in humoristischen Einlagen aufgegriffen. Das kennt man bereits aus Inglourious Basterds oder auch zuletzt durch Birds of Prey. Comic Referenzen ziehen sich übrigens durch die gesamte Serie.
„Irgendwie bedrückend und doch unglaublich cool!“
Immer wieder stellt Jonah (Logan Lerman), der durch einen Mordfall in die Reihen der Nazi-Jäger rutscht, Gut und Böse in Frage. Das wird schon an der extrem lustigen und interessanten Beleuchtung vom besten Bösewicht aller Zeiten deutlich: Darth Vader. Wer ist wirklich der Böse und was bring ihn dazu? Gleiches passiert aber auch mit Helden wie Spider-Man und Batman.
Als Mentor vom jungen Jonah tritt Meyer (Al Pacino) auf die Bildfläche, der seines Zeichens Anführer der Hunters ist. Diese Rolle steht dem in die Jahre gekommenden Schauspieler ziemlich gut. Ein weiteres bekanntes Gesicht ist Josh Radnor als Lonny Flash. Den Ted Mosby wird er zwar nicht ganz los, aber von Folge zu Folge passt er besser in seine Rolle.
Die Serie ist prall gefüllt mit Klischees und makaberen Anspielungen in alle Bereiche. Dabei nimmt sie kein Blatt vor den Mund und wagt hier und da den Schritt in Richtungen, die man so vorher noch nicht gesehen hat. Aber das sollt ihr besser selber entdecken.

Der Spiegel der Geschichte
Neben all den Comic Referenzen, Sprüchen und auch witzigen Elementen, schafft es Hunters ganz gut wieder alle zu Erden. Zwar können die Geschichten aus den 1970ern hier und da noch schocken, wirklich bedrückend wird es aber, wenn KZ-Überlebende ihre Geschichte erzählen.

© Amazon Studios, Prime Video
Die Farbgebung wechselt und wir erleben eine Zeit voller unvorstellbarer Taten. Als Zuschauer bleibt einem hier teilweise der Kloß im Halse stecken. Der Spiegel der Zeitgeschichte schlägt hier voll ein und man kann nur Hoffen, dass so etwas niemals wieder vor kommt – und das obwohl hier sicherlich nur die Spitze des Eisbergs gezeigt wird. Dieser Sprung zwischen Unterhaltung und Fingerzeig ist eine der Stärken von Hunters.
Die Story an sich nimmt zunächst Fahrt auf und flacht zur Mitte leider etwas ab. Auch in Richtung des wirklich vielversprechenden Endes rutscht die Serie fast schon in trashige Szenarien ab. Das mag vielleicht an der extrem spürbaren Orientierung an Quentin Tarrantino und seiner Art der filmischen Darstellung liegen. Dadurch verliert die Staffel durchaus an Charme, da hier und da schlichtweg zu Kopieren versucht wird.
Unser Fazit zu Hunters
Wer keine Scheu vor Tabuthemen und deren Darstellung hat, ist mit Hunters bestens bedient. Die Staffel kann insgesamt überzeugen und ermutigt zum Dranbleiben. Den Machern gelingt es hoffentlich in folgenden Stallfen zum einen noch einen draufzusetzen und zum anderen einen besseren wirklich eigenen Stil zu finden. Schade ist, dass das Ende der Serie leider etwas daher geplätschert wirkt und dadurch doch einiges ihrer Stärken einbüßt. Die sonst so stark wirkenden Charaktere leiden nämlich letztlich darunter. Wir können allen FANs von guter Serienunterhaltung Hunters eigentlich nur nahe legen.

+Setting
+ Kontrastreiche Darstellung
+ Herrlich makaber und überspitzt
+ Derbe im positiven Sinne

– Verliert hier und da seine Stärken
– Teilweise doch überzogen

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