Joker im FANwerk Film Review
Der Film spielt, wie soll es auch anders sein, in Arkham City und sofort wird klar, dass wir uns hier nicht auf ein Heile-Welt-Märchen eingelassen haben. Arthur Fleck (ja, der Joker hat jetzt einen bürgerlichen Namen), ist ein alleinstehender unsichtbarer Niemand mit einer psychischen (Lach-)Störung, der bei seiner alternden Mutter in einem engen Hochhausappartment lebt. Bereits zu Beginn erleben wir, dass sein Leben eine Abwärtsspirale ist. Er wird verprügelt, verspottet und von allen Seiten niedergemacht, obwohl er stets versucht, den Leuten ein Lächeln ins Gesicht zu zaubern. Als er schließlich seinen Job verliert und auf dem Weg nach Hause in einer U-Bahn erneut zusammengeschlagen wird, hat er genug. Er erschießt seine Angreifer und flüchtet durch seine noch aufgetragene Clownsschminke unerkannt. Dadurch zettelt er in Gotham unbeabsichtigterweise eine Bewegung gegen die Stadtverwaltung an, an dessen Spitze er zum Ende des Filmes steht. Erst hier ist seine Entwicklung zum Joker vollendet und er wird inmitten von brennenden Autos, Polizeisirenen und einem wütenden Mob aus clownmaskentragenden Verehrern zu dem Mann, der Batman später die Stirn bieten soll.


Joker macht in Sachen Superheldenfilme einiges anders. Und das ist verdammt nochmal gut so. Es gibt keine riesigen Explosionen, keine bedrohlichen Monster, keine futuristische Technologie. Es gibt nur einen tiefen menschlichen Abgrund und eine unbarmherzige Realität, die eine geschundene Seele bis in den Wahnsinn peinigt. Hier wird jemand porträtiert, dessen Schicksal näher an der Realität liegt, als man es gerne hätte. Das schafft Unbehagen aber gleichzeitig auch Verständnis. Ist der Joker am Ende gar nicht der schlechte Kerl, für den man ihn gehalten hat? Eigentlich waren es ja die anderen, die schlecht zu ihm waren. Es zu schaffen, „den Bösen“ als eine nachvollziehbare Figur darzustellen ist ein Kunststück, das jeder Film vollbringen muss um seinem Handeln eine Legitimität zu geben. Sollten das die vorangegangenen Batman-Teile für manche noch nicht geschafft haben, so wird spätestens hier ganz klar gezeigt, dass das Schlechte nicht einfach aus dem Nichts kommt und viele, die gut scheinen gar nicht immer die Guten sind.
© Warner Bros. Pictures
Unser Fazit:

Sowohl für Einsteiger als auch für eingelebte DC Fans ist dieser Film genau das richtige. Man braucht einerseits keine Vorkenntnisse über das DC Universum oder speziell die Batman-Filme um zu verstehen, um was es
geht, zum anderen überzeugen aber auch Hommagen an Heath Ledgers Rolle in „The Dark Knight“ und die nebenher finalisierte Backgroundstory
für den Mord an Bruce Waynes Eltern für Freude bei Kennern. Nicht zuletzt punktet natürlich die runde Geschichte an
sich, auch wenn beispielsweise die Frage nach Arthur Flecks von Misshandlung gekennzeichneter Kindheit, an die er sich nicht mehr erinnern kann und auch die Frage „Was war Wahnvorstellung und was Realität“ à la
Shutter Island nicht beantwortet werden. Aber vielleicht erfahren wir ja hierzu in noch folgenden Filmen etwas mehr, denn Birds of Prey
(2020) über Harley Quinn, „The Batman“ (2021) und „The Suicide Squad“ (2021) sind bereits angekündigt und lassen auf
noch mehr Tiefgang in Sachen Joker und Freunde hoffen.

+ Gnadenlos düstere Atmosphäre
+ Schlüssige Geschichte
+ Joaquin Phoenix spielt fantastisch
+ Macht Lust auf mehr

– Keiner rennt, wenn jemand stirbt
– Ein paar offene Fragen

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